Rasseportrait Pudelpointer

Verwendung und Wesen

Der Pudelpointer wird  auch heute noch als überaus vielseitiger Jagdgebrauchshund für die Feld-, Wasser- und Waldjagd eingesetzt.

Im Feld zeigt  der Pudelpointer, obwohl er nicht als ausgesprochener Feldspezialist angesehen wird, eine schnelle, raumgreifende Suche, die der des Pointers ähnelt,  mit feiner, weiter Nase, mit festem Vorstehen und ruhigem Nachziehen. Die Hunde sind aufgrund ihres Pudelerbes so intelligent, dass sie  sich ohne Weiteres der jeweiligen Fluchttechnik des Wildes anpassen können.  Die Wasserpassion des Pudelpointers ist enorm. Das Pudelerbe hat sich seit der Gründung der Urstämme bis auf den heutigen Tag erhalten, obwohl seit den Anfängen kein Pudelblut mehr zugeführt wurde.

Auch als Waldhund hat sich der Pudelpointer  wieder bewährt. Auch wenn  er, laut FCI Nomenklatur, zu der Gruppe der Vorstehhunde zählt,  ist er auf dem Gebiet  der Schweißarbeit ebenfalls erfolgreich. Zudem gilt er als sicherer Verlorenbringer und Lautstöberer.

Dieser hochpassionierte Jagdhund wird- zumindest in Deutschland- nur an Jäger abgegeben.

 

Geschichte

Der Pudelpointer ist  ursprünglich, wie der Name bereits vermuten lässt, tatsächlich aus der, auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich anmutenden  Verbindung zwischen dem Königspudel (Großpudel) und dem Pointer entstanden. Auch wenn das Wissen darüber fast gänzlich verloren gegangen ist, so wurde der Großpudel in den vergangenen Jahrhunderten  als ausgezeichneter Jagdhund hoch geschätzt. Berühmt  war er für seine Stöber- und Wasserpassion, seinen Spurwillen und Spurlaut, seine Apportierlust und Verlorenbringerfähigkeit und seine Raubwildschärfe, gepaart mit  Intelligenz und Lernfähigkeit. Der Pudel galt lange Zeit als die intelligenteste Hunderasse schlechthin.

Im Gegensatz zu den früheren jagdlichen Qualitäten des Pudels dürften den meisten Jägern heutzutage die des Pointers doch eher bekannt sein.

Noch heute gilt der English Pointer als der im Feld unübertroffene Vorstehhund mit der weiten, nie versagenden Nase, dem feurigen Temperament der enormen Ausdauer, der Schnelligkeit mit raumgreifender Suche und festem Vorstehen, überhaupt als der Hund mit herausragenden Feldmanieren.

Trotzdem erscheint es eher unwahrscheinlich, dass jemand auf die Idee gekommen wäre, zwei so gegensätzliche Jaghunderassen gezielt miteinander zu paaren. Letztendlich dürfte auch hier, wie bei der Entstehung vieler anderer Hunderassen, der Zufall zu Hilfe gekommen sein. Schnell entdeckten die  Jäger, dass diese Zufallsprodukte sich  in Wald, Feld und Wasser  ausgezeichnet bewährten. Dr. Ströse zitiert in Deutschen Jägerzeitung einen Satz aus einem im Jahre 1817 erschienenen Buch: "Die besten Jagdhunde sind Blendlinge von dem großen Pudel."

Die braune Hündin "Juno" und der schwarze Rüde "Nimrod", beides  "Pudelpointer" wurden von Freiherr von Zedlitz  und Neukirch, in Jägerkreisen sicher besser unter seinem Pseudonym  Hegewald bekannt, geführt. Hegewald war von  diesen beiden Hunden sichtlich angetan, er veröffentlichte wahre Lobeshymnen auf die beiden. Es ergab sich deshalb fast  zwangsläufig, dass der Freiherr  auf den Gedanken kam, aus Pudeln und Pointer eine vielseitige Jagdhunderasse zu erschaffen und natürlich  auch weiterzuentwickeln, welche die Vorzüge beider Ursprungsrassen, hier die Apportierfreudigkeit und die Wasserpassion, dort die enorme Nasenleistung und das sichere Vorstehen,  in sich vereinte und konstant weiter vererbte.

 

Trotz aller polemischen Anfechtungen und Bedenken  der damaligen Kynologen wurde nach langem Überlegungen  1881 der Anfang gewagt.

Der erste gezielt gezüchtete  Pudelpointer Wurf fiel beim Stiftsförster Walter in Wolfsdorf bei Goldberg in Schlesien. Dieser verpaarte die schwarze Pudelhündin "Molly" mit  Tell, einem weißbraunen Pointer schweren Schlages. Aus dieser Verbindung entstammte die Hündin  "Cora von Wolfsdorf", die wohl schon damals weitgehend Hegewalds Vorstellungen vom Pudelpointer entsprach: Die jagdlichen Anlagen beider Ursprungsrassen und das äußere Erscheinungsbild (Phänotyp) eines großrahmigen, rauhaarigen, dürrlaubbraunen Pointers, aus dem der Pudel "herausgezüchtet" werden sollte. Diese Hündin galt lange Zeit als Leitbild. Insgesamt wurden neun Urstämme aus Pudel und  Pointer begründet, bei denen acht schwarze und ein brauner Pudel und neun weißbraune Pointer verwendet wurden. In sieben Urstämmen war der Vater ein Pudel und in zwei Urstämmen ein Pointer.

Anfangs wurden Pudelpointer der  ersten Generation (F1-Generation nach Mendel) nicht untereinander gepaart, dies hätte nach dem Mendelschen Gesetz  zu Aufspaltungen, sowohl im Phänotyp als auch im Genotyp geführt , sondern die F1-Generation und auch die nächsten Generationen wurden mit weißbraunen Pointern rückgekreuzt. Erst später  ging man langsam auch zu Paarungen von  Pudelpointer mit Pudelpointer über.

Vom ersten gezielten Wurf  sollten aber noch sechzehn lange Jahre vergehen, bis Carl Rehfuß, besser bekannt als "Oberländer", die Züchter des Pudelpointers  im Januar 1897 zur Vereingründung aufrief. Am 17.Juli des selben Jahres wurde schließlich in Darmstadt der Verein aus der Taufe gehoben.

Der Pudelpointer ist kein Schlag des deutschen Vorstehhundes, was fälschlicherweise immer wieder behauptet wird, sondern eine rauhaarige Vorstehhunderasse, die genetisch auf die Ursprungsrassen Pudel und Pointer zurückgeht und völlig isoliert von den anderen deutschen Vorstehhunden entstanden ist.

 

Anfang des 20.Jahrhunderts vereinnahmte dann  die Drahthaarbewegung einen nicht geringeren Teil der damals existierenden  rauhaarigen  Vorstehhunde, um eine neue Rasse herauszuzüchten. Nach dem heute nochgültigen Motto "durch Leistung zum Typ" griffen die Initiatoren des Deutsch-Drahthaars auf die besten Griffons, Pudelpointer und Deutsch Stichelhaar zurück.

Einer der rührigsten unter ihnen war zweifelsohne Freiherr Sigismund von Zedlitz und Neukirch (1838-1903), auch "Hegewald" genannt. Ihm und "Oberländer", Carl Rehfus (1857-1927), verdankte bekanntlich 20 Jahre zuvor der Pudelpointer seine Entstehung. Zwangsläufig schwächten die Aufnahmen von Rauhaarigen in das Zuchtbuch der Drahthaarigen die drei etablierten Vereine. 1924 formierte sich dagegen der Widerstand.

Da die Anhänger der "Reinzucht" dem drohenden Untergang der Rassen Griffon, Pudelpointer und Deutsch Stichelhaar nicht tatenlos zusehen konnten, schlossen sich  die drei Vereine  "Griffon", "Deutsch Stichelhaar" und "Pudelpointer" am 30. Mai 1924,  zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen und gründeten den Reinzucht-Verband "Deutsch-Rauhhaar"*. Ziel war die jährliche Ausrichtung einer gemeinsamen Zuchtsuche sowie die Publikation der "Rauhhaarblätter" *als Anbindung der Mitglieder an das Vereins- und Zuchtgeschehen. So konnten diese drei Vereine und damit auch das damals vorhandene züchterisches Potential dank der umsichtigen Führung von Alfons Prinz von Isenberg die Zeit der politischen Gleichschaltung während des Nationalsozialismus fast unbeschadet überstehen..
Nach dem zweiten Weltkrieg, als die Zuchtbasis in den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit trotz größter Bemühungen, minimal geworden war, erfolgte gezielt und in Maßen erneute Pointerblutzufuhr.  Dadurch sollte eine Inzuchtdepression verhindert und eine  erneute Leistungssteigerung erzielt werden. Mit Erscheinungsdatum Dezember 1956 wurden die Rauhhaar-Blätter
* wieder  herausgegeben und gemeinsame Zuchtprüfungen ausgerichtet. Ab Oktober 1968  erfolgte dann die Umstellung auf die jeweiligen vereinseigenen Mitteilungsblätter. Die gemeinsame  Verbundenheit  blieb aber, zumindest auf dem Papier, bestehen.

 

1983 wurde vom Verein für Pudelpointer wieder ein  begrenzter Versuch mit der Zufuhr von  Pointerblut unternommen. Die Nachkommen, die zunächst einmal der Zuchtsperre unterlagen, wurden vor ihren Zuchteinsatz einem strengen Ausleseverfahren unterzogen.


Ende 2004 ergriff Rainer Hornung, die Initiative, den *Rauhhaar-Reinzucht-Verband wieder aufleben zu lassen. Ihm liegt die Fortführung der Tradition am Herzen - diesen Zweckverband mit neuem Leben zu füllen, dessen Ziel es ist, den freundschaftlichen Wettbewerb mit der Herausstellung des brauchbaren Jagdhundes für die Allgemeinheit zu pflegen.

 

Die Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik dagegen verlief, bedingt durch die Isolation über Jahrzehnte hinweg, weniger erfolgreich.

Nach der Teilung Deutschlands im Anschluss an  den zweiten Weltkrieg, gab es nur in den ersten Jahren noch züchterische Kontakte zwischen Ost und West. Danach waren  Züchter im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik, in der bis zum zweiten Weltkrieg die  Hochburgen der Pudel Pointer Zucht standen,  zur Erweiterung der Zuchtbasis zum Austausch mit der damaligen CSSR gezwungen, wobei Pudelpointer eingeführt wurden, die zum Teil das Blut der DDR-Zuchtlinien hatten. Aber auch Pointerblut wurde eingepaart, ein Zuchtweg, der bekanntlich  auch in Westdeutschland praktiziert wurde. Der Leistungsstand war  noch in den 60er Jahren sehr hoch und die Nachfrage nach dieser Rasse in der ehemaligen DDR  immer noch groß.   Viele  Pudelpointer kamen dort in die Hände von  Forstleuten, von denen sich bedauerlicherweise aber  nur wenige  zum Züchten entschließen konnten. Infolgedessen wurde die Zuchtbasis immer geringer und nur durch den Austausch mit der CSSR und häufige Einkreuzung von Pointerblut konnte die Pudelpointer Population in der DDR erhalten werden. Deshalb beschritten die Pudelpointer Züchter der DDR sogar einen, bis dahin nie praktizierten Zuchtweg, und ließen ihre Hündinnen durch Deutsch Drahthaar Rüden decken. So kam es, dass bei der Wiedervereinigung ein Teil der Pudelpointer Deutsch Drahthaar Blut führte. Seit 1990 gilt auch hier wieder das Prinzip der Reinzucht. Welpen mit Drahthaar Anteil erhalten keine Ahnentafeln des Vereins Pudelpointer. Die Gründung der Landesgruppe Mitteldeutschland bedeutete den endgültigen Schritt in das einheitliche Lager.

 

Im Gegensatz zum Deutsch Stichelhaar kann der Pudelpointer seit Jahren Eintragungszahlen verzeichnen, die über der 100 Marke liegen. 2005 wurden 162,  2006 167 Eintragungen verzeichnet. 1999 konnte der Pudelpointer mit 202 Eintragungen sein Hoch während der letzten zehn Jahre erreichen.

 

Außerhalb Deutschlands gibt es nennenswerte PP-Zucht in Österreich und Kanada, deren Linien auf bundesdeutsche PP-Stämme zurückgehen, und in der Tschechischen Republik, dort haben sich auch Vereine für den Pudelpointer etabliert.

 

1956 wurden die ersten Pudelpointer nach  Kanada importiert, der Pudelpointer Club of North America formierte sich allerdings erst 1977. In Kanada misst  sich der Pudelpointer bei Fieldtrials mit Pointern und Settern, wobei er bisher immer  sehr gut abschneiden konnte.

*Anmerkung: Der Autorin ist durchaus bekannt, dass nach der neuen deutschen Rechtschreibung  Rauhaar nun nur noch mit einem "h" geschrieben wird. Da in diesen Fällen die Schreibweise jedoch historisch begründet ist, wurde die alte Schreibweise bewusst übernommen.

 


Texte zur Geschichte und Verwendung: Silvia Gabler
www.repage4.de/member/jagdhunde/pudelpointer.html

Mit Genehmigung von Silvia Gabler. Herzlichen Dank.

 

Quellenangabe :